Elmeere-Infobrief Nr.22 3-2016
Wyk, im März 2016
Liebe Freunde und Förderer von Elmeere e.V.
Dieses Jahr hat durch eine Entscheidung der Oevenumer Gemeindevertretung mit einem Paukenschlag begonnen. Aber unsere erfolgreiche Naturschutzarbeit mit Flächenkauf, behutsamer temporärer Teilvernässung und extensiverer Nutzung der Marschflächen ohne (Gülle-)Düngung und Giftspritzen geht weiter!
Renaturierungsplanung Kerngebiet: Oevenumer Gemeindevertretung lehnt Verkauf des Middelfardingsweges endgültig ab:
Eine Grundsatzentscheidung ist im Februar gefallen: Die Gemeindevertretung Oevenum hat den Verkauf des Middelfardingsweges, der quer durch das Elmeere-Kerngebiet verläuft, endgültig abgelehnt. Offensichtlich hat sich die Jägerlobby in der Gemeindevertretung durchgesetzt, denn von dieser Seite kam der Hauptwiderstand gegen das Projekt.
Damit ist auch die Planung, die Gesamtmenge von 300.000 m³ Klei aus dem Elmeere-Kerngebiet für den Deichbau zu gewinnen, endgültig vom Tisch. Wir werden weiter an der Renaturierung des Kerngebietes arbeiten, aber in deutlich kleinerem Umfang. So wird sehr viel weniger Kleiboden für den Föhrer Deichbau aus diesen Elmeere-Flächen zur Verfügung stehen.
Ein kurzfristiger Vorteil für den Naturschutz: Wir werden die Flächen östlich des Middelfardingsweges (ca. 10 Hektar) nicht in die Renaturierungsplanung einbeziehen, sondern so lassen, wie sie derzeit sind. In diesem Gebiet haben im vergangenen Jahr fünf von 7 Uferschnepfenpaaren unseres Kerngebietes gebrütet. Da alle Erdarbeiten außerhalb der Brutperiode der Wiesenvögel stattfinden müssen, sind so keine Beeinträchtigungen der sehr ortstreuen Uferschnepfen zu befürchten.
Rettungsaktion für Amphibien:
Die Amphibienpopulation auf Föhr ist schon seit Jahren weitgehend zusammengebrochen. Im Zusammenhang mit den Renaturierungsmaßnahmen für das Gebiet Reetmeere bestand die Hoffnung, dass Amphibien sich in diesem 10 ha großen Feuchtgebiet nach Erhöhung des Wasserstandes wieder vermehren, da die Lebensbedingungen sich verbessert haben. Leider ist dies bisher nicht sichtbar der Fall. Deshalb sollen jetzt Experten der Beratungs-Firma Amphi Consult im Rahmen eines größeren Projektes für die nordfriesischen Inseln Maßnahmen vorschlagen und umsetzen, mit denen die Amphibien auf Föhr unterstützt werden können, damit ihre Zahl und ihr Verbreitungsgebiet wieder zunimmt, und sie nicht endgültig aussterben.
Jagd auf Elmeere-Flächen - Hoffnung auf neues Landesjagdgesetz:
Auf der Jahreshauptversammlung 2016 wurde das Thema Jagd ausführlich diskutiert. Einigkeit besteht darin, dass die Jagd mit Gewehren und Hunden auf Naturschutzflächen massive Störungen verursacht. Dementsprechend hoch ist nach jeder Jagdzeit die Fluchtdistanz der Vögel in der Föhrer Marsch. Leider war die rechtliche Lage bisher eindeutig: der Verein Elmeere musste die Jagd auf allen seinen Flächen dulden. Auch die meisten unserer Besucher waren über diese gesetzliche Regelung empört.
In diesem Jahr besteht die begründete Hoffnung, dass durch Änderung des Jagdgesetzes in Schleswig-Holstein Vereine die Jagd auf ihren eigenen Flächen verbieten lassen können. Die bürokratischen Hürden sind zwar hoch, aber im Interesse des Naturschutzes für unsere Flächen werden wir das erforderliche Antragsverfahren jetzt schon vorbereiten und dann hoffentlich mit juristischer Unterstützung auch umsetzen können.
Elmeere-Flächenkauf weiter erfolgreich:
Seit Gründung des Vereins haben wir durchschnittlich 5 ha Flächen pro Jahr gekauft, im Jahr 2015 haben wir fünf Flächen mit insgesamt 13 ha neu gekauft, und seit Jahresanfang 2016 sind noch zwei weitere Flächen mit mehr als 5 Hektar dazugekommen. Der Verein besitzt jetzt 130 Hektar, d.h. 1.300.000 m² Flächen auf Föhr, gut 1,5% der Inselfläche. Hinter diesen trockenen Zahlen verbergen sich sehr abwechslungsreiche Biotope, die sich von Jahr zu Jahr unterschiedlich entwickeln. Sehr erfreulich für uns, dass die Renaturierungsarbeiten auf den seit Anfang 2015 neu gekauften Flächen schon zur Hälfte abgeschlossen werden konnten. So schnell waren wir mit Renaturierungsarbeiten in der Vergangenheit noch nie!
Renaturierung der Flächen 39, 40, 42 und 43 (Erstmaßnahme):
Auch in diesem Winter saßen Dieter und Arne auf ‚ihren‘ Baggern und haben auf weiteren Flächen Grüppen aufgestaut und Flachwasserbereiche angelegt. Aufgrund des unterschiedlichen Bodenprofils sehen die Flächen sehr unterschiedlich aus, aber wie gewohnt haben sie sich positiv verändert. Auf der zuletzt gekauften Fläche Nr. 45 ist durch provisorischen Verschluss eines Abflussrohres aus der Tränkekuhle bereits ein deutlicher Anstieg des Wasserstandes mit einer ausgedehnten Flachwasserzone (Blänke) entstanden.
Vorerst können wir uns einen weiteren Flächenkauf nicht leisten. Aber wir sind dabei, durch Verkauf der erarbeiteten Ökopunkte die Refinanzierung der gekauften Flächen zeitnah zu erreichen, um die privat zur Verfügung gestellten zinslosen Kaufdarlehen zurückzuzahlen.
Spendenkontonummer: 544 000 bei der Föhr-Amrumer Bank, BLZ: 217 919 06
IBAN: DE 54 217 919 060 000 544 000 BIC: GENODEF1WYK
Dr. Helmut Finckh
- Vorsitzender Elmeere e.V.
Nach Entscheidung in Oevenum : Deichverstärkung in der Warteschleife
vom 26. Februar 2016
Aus der Redaktion des Insel-Boten
Die Gemeindevertretung spricht sich mehrheitlich gegen den Verkauf eines Teils des Mittelfardingsweges an Elmeere aus.
Der marode Weg bleibt auch künftig Eigentum der Gemeinde.
Foto: ib
Die Deichverstärkung Dunsum/Utersum wird warten müssen: Mit einer knappen 5:4-Entscheidung erteilten die Oevenumer Gemeindevertreter dem Verkauf eines Teilstücks des Mittelfardingsweges an Elmeere eine Absage. Der war Voraussetzung für die Kleientnahme aus deren Kerngebiet, in dem zwei Flächen zusammengelegt und der Weg eingebunden werden sollten. Eine Win-Win-Situation, die nun Makulatur ist: Die Entnahme des Materials – immerhin 300 000 Kubikmeter – hätte der Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN) übernommen, der im Gegenzug den Aushub für den Deichbau verwendet hätte (wir berichteten).
Zirka 800 Meter ist das Wegstück lang, das marode ist und von der Gemeinde nicht mehr genutzt wird. Weshalb Bürgermeisterin Gisela Riemann – Befürworterin des Verkaufs – auch keinen rationalen Grund für die Entscheidung sieht. Allerdings hielt sich ihre Enttäuschung in Grenzen, denn das Votum hatte sich abgezeichnet. Anders beim LKN, wo Direktor Dr. Johannes Oelerich aus seiner Enttäuschung keinen Hehl macht. Und der Insel nun ein Problem bescheinigt. Denn der letzte noch verbliebene Abschnitt der Deichverstärkung auf Föhr könne wegen fehlenden geeigneten Abdeckbodens nicht weiterverfolgt werden. „Die Sicherheit der Menschen auf Föhr, die in den hochwassergefährdeten Bereichen wohnen und wirtschaften, wird leichtfertig aufs Spiel gesetzt“, so Oelerich.
30 000 Euro hatte Elmeere für den Weg geboten. Für die Bedarfsgemeinde Oevenum eine stolze Summe, deren Verwendung Gemeindevertreter Joachim Christiansen, der vor der Abstimmung ein flammendes Plädoyer für den Verkauf hielt, bereits klar vor Augen hatte: „Wir könnten mit dem Geld in der Marsch die Gräben ausbaggern, die Banketten herrichten und dem Problem Bisam zu Leibe zu rücken“, so Christiansen. Dinge, für die sonst schlicht das Geld fehle.
Worte, die ihre Empfänger nicht erreichten. „Kein guter Tag für Föhr“, konstatiert denn auch Deichgraf Karl-Julius Volkerts. Er hatte noch in der Einwohnerversammlung im Januar für den Verkauf geworben. Volkerts ist nicht nur in den Küstenschutz involviert, sondern auch direkter Nachbar von Elmeere und Landwirt. Letzte sind mittlerweile, allen Animositäten zum Trotz, umgeschwenkt und stellen die Sicherheit der Deiche über die Streitigkeiten mit Dieter Risse.
Der Elmeere-Vorsitzende muss mit der Entscheidung leben und betont, dass sich auf den Flächen nun nichts verändert. „Wir werden weitermachen, mit dem Problem, dass der Bisam unsere Renaturierung behindert, indem er die feuchten Senken abgräbt.“
Und der LKN muss auf alternative Flächen hoffen. Dass diese Mangelware sind, hatte Oelerich bereits in der Einwohnerversammlung deutlich gemacht. Ein Plan B ist somit in weiter Ferne. Gern würde man auch weiterhin dem Wunsch der Föhrer nachkommen, infolge des Kleiabbaus keine verstreut in der Marsch liegenden Wasserlöcher zu schaffen, so der LKN-Chef. „Wir erwarten jetzt belastbare Vorschläge von der Insel, wo wir die notwendigen Kleimengen gewinnen können.“
Hätten die Oevenumer Gemeindevertreter anders abgestimmt, hatte Oelerich einen Beginn der Deichverstärkung für 2018 in Aussicht gestellt. Auch das ist nun Makulatur: „Wir werden zunächst die Folgen mit den betroffenen Organisationen vom Umweltministerium bis zum Amt Föhr-Amrum besprechen und das weitere Vorgehen abstimmen. Aussagen zur zeitlichen Umsetzung können wir daher zurzeit nicht machen.“
Standpunkt : Eine Absage an den Küstenschutz
vom 26. Februar 2016
Aus der Redaktion des Insel-Boten, von Peter Schulze
Ein 800 Meter langes Teilstück eines maroden Weges in der Marsch verhindert den Küstenschutz auf Föhr. Eine absurde Vorstellung, die nun – zumindest vorerst – Realität geworden ist. Die Ablehnung, die ungenutzte Buckelpiste an Elmeere zu verkaufen und damit die Voraussetzungen für die Kleientnahme für die Deichverstärkung in Utersum/Dunsum in dem Renaturierungsgebiet zu schaffen, dürfte bei den wenigsten Föhrern auf Verständnis stoßen. Fünf Gemeindevertreter haben gezeigt, dass sie nicht bereit sind, über den Tellerrand hinauszuschauen. Damit, dass sie nur aus Sicht ihrer Gemeinde entschieden haben, erwiesen sie der Insel einen Bärendienst. Und ihrem Dorf auch. Denn das Angebot der Naturschützer betrug immerhin 30 000 Euro. Eine stolze Summe vor dem Hintergrund, dass Oevenum Bedarfsgemeinde ist. Der Küstenschutz auf Föhr ist nun in der Warteschleife. Und die Insulaner müssen sich dem Wunsch von Bürgermeisterin Gisela Riemann anschließen. Die hofft, dass die nächsten Stürme nicht allzu heftig werden.