22 Jahre Elmeere

Der Verein Elmeere wurde 1993 von Natur- und Tierschützern in Wyk auf Föhr gegründet. Sein Ziel war und ist es landwirtschaftlich genutzte Flächen zu kaufen und deren landschaftstypischen, amphibischen Charakter wiederherzustellen.

 

1993 – 1996

Die ersten Jahre waren für den Verein eine große Herausforderung, denn er musste, ohne konkrete Ergebnisse seiner Arbeit präsentieren zu können, Spenden für eine „Idee“ sammeln. Um Flächen kaufen zu können, war ein Grundkapital notwendig, das sich nicht in kurzer Zeit schaffen ließ. So wurde Informationsmaterial privat finanziert und unermüdlich Überzeugungsarbeit geleistet. Wer Geld spendete musste viel Vertrauen haben, da selbst bei einem gelungenen Flächenkauf der Weg zu einem renaturierten Schutzgebiet noch lang war. Erschwerend kamen Aussagen von Landwirten hinzu, dass man Elmeere kein Land verkaufen würde. Dennoch gab es sehr viele Menschen, die sich für diese „Idee“ engagierten oder Geld spendeten. Für diesen Vertrauensvorschuss sind wir noch heute dankbar.

 

1996 – 1998

1996 war es dann endlich soweit. die Ersparnisse reichten aus, um ein 2,5 ha großes Grundstück zu erwerben. Den Nachweis seiner Naturschutzarbeit musste der Verein aber weiter schuldig bleiben, da zum einen die Mittel zur Renaturierung fehlten und zum anderen die ersten Flächen nicht umgestaltet werden sollten, damit sie für mögliche spätere Flächentausche zur Verfügung stehen. Bis 1998 konnten dann zwei weitere Flächen erworben werden, die insgesamt 4,5 ha umfassten.

Um zu zeigen, wie diese Flächen einmal aussehen könnten, entschied sich der Gründer und Vorsitzende des Vereins Dieter Risse eine ca. 7 ha große Fläche aus Privatbesitz mit Eigenmitteln zu renaturieren und dem Verein zur Verfügung zu stellen. Noch heute gehört das daraus entstandene Biotop am Andelhof zu den Vorzeigeflächen des Vereins.

 

1999 – 2000

Als sich die Gelegenheit bot, im Nordosten der Insel ein knapp 7 ha großes Grundstück direkt am Deich zu kaufen, stand der Verein vor einer entscheidenden Frage. Da das Vereinsvermögen fast vollständig investiert war, blieb nur ein kreditfinanzierter Erwerb übrig. Ein großes Wagnis für einen kleinen Verein, der immer noch keine seiner Flächen renaturieren konnte. Aber es ging alles gut. Die Fläche wurde erworben, der Kredit konnte bis 2005 vollständig getilgt werden und der Grundbesitz des Vereins hatte mit insgesamt 14 ha eine kritische Masse erreicht.
Diese kritische Masse und die positive Entwicklung der privat renaturierten „Musterfläche“ am Andelhof eröffneten dem Verein weitere Finanzierungsmöglichkeiten. Zweckgebundene Mittel aus Töpfen des Integrierten Inselschutzkonzeptes ermöglichten die langersehnte Renaturierung der ersten 7 ha.

 

2001 – 2004

Während die Erfolge der Renaturierungen und ihre positiven Auswirkungen auf die Artenvielfalt immer deutlicher wurden, konnten bis Ende 2003 sechs weitere Flächen mit einer Gesamtfläche von ca. 25 ha erworben werden. Viel wichtiger war aber, dass der Großteil dieser neu erworbenen Flächen dank weiterer Drittmittel, wie Ausgleichsgeldern des Kreises für Baumaßnahmen (Ökokonto), Zuwendungen der Stiftung Naturschutz Schleswig Holstein und Förderungen durch BINGO!-Lotto renaturiert werden konnten. Obwohl die Gebiete einige Jahre brauchen, um ihre volle Pracht zu entfalten, wird allein durch den Stopp der Entwässerung und der intensiven Düngung der Unterschied zu den bewirtschafteten Flächen sichtbar. Elmeere konnte in seinem 10. Jahr endgültig nachweisen, dass aus der Idee ein erfolgreiches Projekt geworden ist. Was auf der einen Seite Anerkennung, Spenden und Fördermittel brachte, erregte auf der anderen Seite immer massivere Anfeindungen aus Teilen der Landwirtschaft. Dadurch wurde aber immer deutlicher, wie wichtig die Entscheidung war Flächen nicht zu pachten, sondern zu kaufen.

Getreu diesem Motto wurden in 2004 weitere 31 ha Land erworben, was für den Verein eine weitere große finanzielle Herausforderung bedeutete, die die schnelle Renaturierung der Flächen behinderte. Aber aus diesem Nachteil sollte schon bald ein großer Vorteil werden.

 

2005 – 2007

Elmeere verfügte zu diesem Zeitpunkt über ca. 70 ha Marschland. Da Agrarflächen aber nicht täglich gehandelt werden wie Dax-Aktien, ist Elmeere darauf angewiesen die wenigen Kaufmöglichkeiten zu nutzen, die sich bieten. Die Elmeere-Flächen sind daher über die Föhrer Marsch verstreut, was für Vögel ein großer Vorteil ist, da sich immer ein ungestörter Rückzugsort finden lässt. Aber für die Renaturierung einen enormen Aufwand erfordert, da die Gebiete ringsherum gegen die Entwässerung abgeschottet werden müssen. Zudem birgt die Insellage der Einzelflächen inmitten intensiv genutzter Agrarflächen ein hohes Konfliktpotenzial mit der Landwirtschaft, die negative Auswirkungen auf ihre Flächen durch Fressschäden fürchtet.

Weil ein Großteil der Elmeere-Flächen im Nordosten der Insel liegt, bot es sich an durch Flächentausch ein zusammenhängendes Schutzgebiet zu schaffen. 2005 wurden Verhandlungen mit den benachbarten Landwirten und der Nieblumer Kirchengemeinde, die ebenfalls über Ländereien in diesem Gebiet verfügt, aufgenommen.

Weil nicht klar war, welche Flächen getauscht würden, fanden vorerst keine Renaturierungen statt. Dafür wurden am und im Biotop beim Andelhof zwei steuerbare Videokameras installiert, die ungestörte Beobachtungen aus nächster Nähe ermöglichten.

Zum 1.1.2007 wurde der Flächentausch vollzogen und das Schutzgebiet-Middelfarding geschaffen. Dadurch konnten die Grenzen zwischen Schutzflächen und Agrarflächen um 70% reduziert und ein ca. 50 ha großes zusammenhängendes Schutzgebiet-Middelfarding geschaffen werden.

 

2008 – 2011

Das Reetmeere bei Alkersum war eines der letzten natürlichen Feuchtgebiete auf Föhr und umfasst ca. 10 ha. Weil Teile des Gebietes landwirtschaftlich genutzt und dementsprechend entwässert wurden, sanken der Oberflächenwasserspiegel und damit der ökologische Wert im gesamten Gebiet immer weiter ab. 2007 konnte Elmeere diese Flächen erwerben, die Entwässerung stoppen und einen wichtigen Beitrag zum Erhalt des ehemals für Amphibien besonders wertvollen Gebietes leisten. Leider waren schon zu diesem Zeitpunkt keine Amphibien mehr nachweisbar. Im Jahre 2003 konnten noch über 800 Exemplare gezählt.

Die erfolgreiche Arbeit von Elmeere findet inzwischen bundesweit hohe Anerkennung. Im Mai 2008 wird sie als eines von vier Leuchtturmprojekten bei der 9. UN-Biodiversitätskonferenz vom NABU präsentiert und der Vorsitzende Dieter Risse im September von Bundespräsident Horst Köhler zur Auftaktveranstaltung der Woche des bürgerschaftlichen Engagements in Berlin eingeladen.

Auf Föhr allerdings werden die Gegner des Naturschutzes immer radikaler. Wiederholt werden Informationstafeln des Vereins und Weidezäune an den Elmeereflächen zerstört. Schlimmer noch sind Sabotageaktionen wie die Beschädigung von Randwällen. Diese mutwilligen Beschädigungen führen zum Abfließen des Wassers von den Flächen. Den illegalen Methoden der Naturschutzgegner zum Trotz setzt der Verein seine Arbeit beharrlich fort.

Im Schutzgebiet-Middelfarding konnten 2008 alle Gräben in der Fläche verschlossen werden, so dass auf den zuvor stark entwässerten Intensivweiden großflächige Blänken (flache Tümpel mit saisonal schwankendem Wasserstand) und wassergefüllte Gräben entstanden. Somit konnte das Gebiet ökologisch sofort aufgewertet werden. Die weitere Renaturierung eines so großen Gebietes bedarf intensiver Planung und stößt noch auf erhebliche Gegnerschaft.

Dafür können sich Menschen weltweit ein Bild von den Erfolgen der Naturschutzarbeit machen, denn die Bilder der Kameras am Andelhof sind nun auf der Website des Vereins zu sehen.

Während die Planung für die Renaturierung des Gebietes Reetmeere in Kooperation mit der Stiftung Naturschutz und der Gemeinde Alkersum zügig vorangehen, zieht sich das Mediationsverfahren zur Renaturierungsplanung im Schutzgebiet-Middelfarding mit der Gemeinde Oevenum und den benachbarten Landwirten weiter hin.

Im Jahr 2010 wird ein Minibagger angeschafft, der bei Renaturierungen und Reparaturen beschädigter Randwälle hervorragende Dienste leistet und 2011 für umfangreiche Ausbesserungsarbeiten auf der Fläche 1 und dem Andelhof-Biotop im Einsatz ist.

 

2012-2015

Nach langwierigen Verhandlungen mit der Gemeinde Oevenum kann der Middelfardingsweg, der das Schutzgebiet-Middelfarding durchschneidet, 2012 erstmals in der wichtigen Brutzeit der Wiesenvögel geschlossen werden. Der Wegfall ständiger Störungen hat einen positiven Effekt auf das Verhalten der Vögel und den Bruterfolg, obwohl einige Störenfriede sich nicht an die offizielle Sperrung des Weges halten.

Das Gebiet Reetmeere wird im gleichen Jahr renaturiert. Dabei wurden alle Entwässerungsgräben verschlossen und diverse Kleingewässer angelegt.

Im Elmeere-Inforaum am Storchenpark in Wyk konnte ein von BINGO-Lotto gefördertes audio-taktiles Föhr-Relief aufgestellt werden.

Im Winter 2012/2013 werden die Flächen 27 und 29 renaturiert. Unser Minibagger leistet auch bei diesem Projekt ganze Arbeit.

Und ab 2013 werden die Aktiven nun auch von einer FÖJ-Kraft unterstützt.

In 2014 durften wir uns über einen besonderen Gast auf unserer Fläche 29 im Osten der Insel freuen: Ein Sichler (eine in Europa kaum noch vorkommende Ibisart) konnte über mehrere Wochen dort beobachtet werden. Aber nicht nur der Sichler scheint diese Fläche und die benachbarte Fläche 1 als idealen Lebensraum zu schätzen. Kiebitze, Rotschenkel, Uferschnepfen und Säbelschnäbler haben dort erfolgreich gebrütet und ihre Jungen aufgezogen. Dunkle Wasserläufer und Kampfläufer waren in der Zugzeit regelmäßige Gäste.

Für 2015 hatten wir uns einiges vorgenommen. Zwar ist die Renaturierung der Flächen 28 und 31 in vollem Gange, aber leider müssen wir die großflächige Renaturierung des Schutzgebiet-Middelfardings aufschieben, da keine Einigung mit der Gemeinde und dem Föhrer Deich- und Sielverband möglich war. Ursprünglich wollte Elmeere den, bei der Renaturierung anfallenden, Kleiboden für die dringend notwendige Erhöhung der Deiche zur Verfügung stellen, wenn im Gegenzug der durch die Fläche führende Middelfardingsweg und der Vorfluter (großer Entwässerungsgraben) dauerhaft geschlossen würden. Warum Gemeinde und Verband diese Win-Win-Lösung ablehnen und darüber hinaus die Übergriffe der Naturschutzgegner durch Zerstörung von Randwällen auf mehreren Schutzflächen wieder zunehmen bleibt für uns ein Rätsel. Denn nun wird das Landesamt für Küstenschutz wahrscheinlich seinerseits landwirtschaftliche Flächen aufkaufen müssen, um dort Kleiboden für den Deichbau zu gewinnen. So werden neue Teiche auf Föhr entstehen, was wir begrüßen.

Neben dem Wiesenvogelschutz wird die Untere Naturschutzbehörde in Zukunft auch den Schutz artenreicher Feuchtwiesen fördern. Einige Flächen von Elmeere sind nach langjähriger extensiver Bewirtschaftung ohne Düngung gut für dieses Naturschutzziel geeignet.

Leider sind wir beim Amphibienschutz im Gebiet Reetmeere bisher sehr enttäuscht. Trotz des für die Amphibien günstigen Wasserspiegels ist ihre Population hier, wie in der gesamten Föhrer Marsch, bis auf kleinste Restbestände zusammengebrochen. Die Ursachen für dieses Amphibiensterben sind wohl vielschichtig. Nichtsdestotrotz planen wir mit Unterstützung der Unteren Naturschutzbehörde im Gebiet Reetmeere gezielt Amphibien wieder anzusiedeln.

Nach oben scrollen